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Woran Ich Merken Kann Ob Ich Das Training Übertreibe.

Von Prof. Dr. Dirk Fritzsche

Liebe EMS-Fans

In der letzten Zeit wurde ich einige Male gefragt, ob EMS-Training schädlich sein könne. Ein aktueller Artikel auf Spiegel-Online beschäftigt sich sogar damit (Link zum Artikel auf Spiegel online), dass EMS-Training zu ernsthaften Schäden der Nieren führen könne. Ich möchte hier ein klares Statement abgeben und alle diejenige, die verunsichert scheinen, über die Hintergründe aufklären.

Muskelaufbautraining funktioniert so, dass über den Stimulus Training/Kontraktion ein Teil der Muskelfasern zunächst überreizt und in der Folge abgebaut werden. Als Antwort werden vom Körper mehr und besser kapillarisierte Muskelfasern aufgebaut (Trainingseffekt).

Das „Organ“ Muskulatur gewinnt an Leistung und verbessert die Sauerstoffutilisation.

Nun ist es aber in der Tat beim EMS-Training möglich, die Mukelkontraktion allein durch die Erhöhung der Stärke des fließenden Stromes unabhängig vom Willen nahezu unbegrenzt zu erhöhen: die natürliche Bremse „ich kann nicht mehr“ entfällt somit.

Ich habe selbst in meiner Praxis Herzpatienten erlebt, die aufgrund ihrer Grunderkrankung nicht mehr trainieren konnten und nun mit der Möglichkeit EMS-Training durchführen zu können, einen enormen Ehrgeiz entwickelt haben. Einige wenige von ihnen haben dann in einem unbeobachteten Moment den Strom richtig hochgedreht, getrieben von dem Wunsch, in kürzester Zeit noch mehr Erfolg zu erzielen. Bei 2 Patienten konnten wir tatsächlich eine Schädigung der Muskulatur nachweisen, welche über den bekannten „Muskelkater“ hinaus gingen.

Was ist passiert:
Durch die Überbeanspruchung der untrainierten Muskulatur kam es zu einer höheren Zellschädigung der Muskelfasern. Durch den Zellzerfall kam es zu einer Erhöhung des muskelspezifischen Enzymes Creatinkinase im Blut. Ferner trat freies Myoglobin in die Blutbahn über.

Creatinkinase ist ein guter Marker für eine Muskelüberlastung/Schädigung im Blut. Myoglobin kann, wenn es massenhaft eingeschwemmt wird, zu einer Verstopfung der Nierenkanälchen führen.

Dies bedingt unter Umständen eine temporäre Nierenschädigung. Im Extremfall führt dies zu einer sog. „Crush-Niere“, einem Zustand, wo die Niere kaum noch Filtrationsleistung besitzt. Im Übrigen kommen solche Zustände im Hochleistungssport gar nicht selten vor: zahlreiche Fälle von Crush-Syndromen sind aus dem Bereich Kick-Boxing, Wrestling usw. bekannt: der Mechanismus ist ähnlich, jedoch geht hier die Muskulatur durch das Trauma, also den „punsh“ zu Grunde.

Fazit: die Schädigungsmöglichkeiten sind real, sie wurden auch durch mich bei komplett unfitten und extrem ehrgeizigen (jungen) Patienten gesehen. Dauerhafte oder gar komplizierende Schäden traten in keinem Fall auf.

Als Faustregel möchte ich dir an die Hand geben:
Trainiere so dass es anstrengt aber achte darauf, dass du in der Stimulationsphase gerade noch atmen kannst.

Übertreibe es nicht (besonders am Anfang)!
2 mal 20 min EMS Krafttraining begleitet von 2 mal 20 min EMS-unterstütztes Cardio-Training halte ich für die „Wochendosis“, die wir als Nicht-Leistungssportler nicht überbieten sollten.